Die Nacht verbrachten wir unter der Erde in einem Luftschutzbunker. Kein einziger Sonnenstrahl erreichte uns. Aufgrund der dicken Wände gab es keinen Kontakt zur Außenwelt (weder Internet noch Telefonnetz), weshalb eine weitgereiste Teilnehmerin geschlagene zwei Stunden am fünf Gehminuten entfernten Bahnhof warten musste. Das Positive: Es gab separate Einzelduschen und es war angenehm kühl. Obwohl einige von uns vermuteten, dass sich Wanzen in den Matratzen angesiedelt hatten, waren die Betten recht bequem. Schon pünktlich um 0:00 startete für uns der nächste Tag (10. August), da wir mit unseren Engelsstimmen unserem Schweizer Ex-Gruppenleiter in den ersten Sekunden seines Geburtstages singend gratulierten.
Trotz der mitternächtlichen Einlage starteten wir um 7:30 unseren Fußmarsch Richtung Murg waldeinwärts. Durch sengende Hitze, staubige Ackerwege verfolgten wir trotzdem noch unser Ziel, Menschen auf das Thema Abtreibung aufmerksam zu machen und mit ihnen Gespräche zu führen. In jedem Briefkasten, der uns unterkam, landete unser Flyer – eine sportliche Meisterleistung. Natürlich blieben unzählige Sprünge in den Rhein – auch „Rheinfälle“ genannt- nicht aus.
An diesem Tag stand auch die Grenzüberschreitung nach Deutschland an, für einige die erste Gelegenheit, wieder Kontakt zur Familie aufzunehmen. Mit einer Plakat-Foto-Aktion auf der Grenzbrücke machten wir auf uns aufmerksam und hielten den Grenzübergang für die Nachwelt fest. Auf deutschem Boden mussten wir uns wegen der Coronabeschränkungen in zwei Gruppen teilen. Ganz gesetzeskonform erreichten wir unsere Unterkunft und beendeten den Tag mit dem Verzehr von zehn Familienpizzen. Danke an die großzügige Spenderin!
Anna, Marie-Luise & Miriam