Um 5: 30 sind wir heute wieder aus dem warmen Schlafsack herausgeworfen worden. Aufstehen ist schön?!  Sklaventreiberei? Nicht ganz. Denn schlußendlich waren wir darüber nicht so traurig.

Am heutigen Festtag Mariae Himmelfahrt gilt es im Besonderen auf die tiefe Dimension des menschlichen Lebens und der Verteidigung dieses Lebens zu achten. Maria wird die Schlangenzertreterin genannt. Auch das hat eine mehrschichtige Dimension. Die Folge der ersten Sünde war die Ankündigung, daß der Mensch nun sterben müsse. Aber der erste Tote war noch dazu ein Mensch, der von seinem Bruder aus Neid ermordet wurde. Und das ist in mehrfacher Hinsicht das Werk der alten Schlange, des Mörders von Anbeginn. Wie mag Adam und Eva zumute gewesen sein, als sie den Leichnam ihres ältesten Sohnes zu Grabe tragen mußten? In der Himmelfahrt Mariens kommt unter anderem die Überwindung des Todes unsere Leibes zum Ausdruck. Der Tod war nichts anderes als die Folge der ersten Sünde und der Verführung durch die Schlange, den Teufel. Aber in Maria ist auch die Erlösung zur Vollendung gekommen, weil das Erlösungswerk in der Verherrlichung ihres menschlichen Lebens im Himmel die schönste Frucht hervorgebracht hat. Ist nicht unser Tun, unser Wandern, unsere Blasen, unsere Müdigkeit und unser Gespräch mit den Leuten darauf ausgerichtet, die grausame Vernichtung der wehrlosen kleinen Babys aufzuhalten? In der Himmelfahrt Mariens geschieht auch die höchste Verherrlichung des menschlichen Lebens. Gibt dies nicht noch einen wichtigeren Antrieb, für den Schutz des menschlichen Lebens von der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle bis hin zum natürlichen Tod einzutreten?

Und darum sind wir der Gabi nicht böse, wenn sie nicht müde wird, uns anzutreiben. Sie macht es ja immer mit ihrem verschmitzten Lächeln. Auch dank ihr sind wir heute schon um halb eins nach 21 Kilometern in Millstatt angekommen. Sonst hätten wir womöglich noch zwei weitere Stunden in der brütenden Mittagssonne genossen. Schließlich haben Gabi und Simone, unsere treue Küchenfee, uns zu einem Eis eingeladen. Selten schmeckt ein Eis soooo lecker.
Köstlich war auch die herzliche Begegnung mit dem hochwürdigen Herrn vom Stift in Millstatt, in dem wir heute übernachten dürfen. Und nach dem ich ihm die falsche (weil hundertmal gestellte) Frage `wie lange er denn schon hier im Stift sei` präsentierte, erkundigte ich mich mit einer `richtigen` Frage, ober denn vielleicht einen Schnaps da hätte. Und so kam es am Abend natürlich nur für die Erwachsenen zu einem köstlichen Tropfen polnischen Wodka. Während ich nun hier diese Zeilen schreibe, das muß auch noch erwähnt werden, halten ein paar von unseren Wanderern Nachtanbetung. Wenn sich eine solche Pro Life Tour nicht lohnt?

Pater Bernhard Kaufmann