Tag 11: Schweizer Dauerregen II

Tag 11: Schweizer Dauerregen II

Man könnte davon ausgehen, da wir bereits gestern 30 Kilometer gelaufen sind, heute vielleicht ausschlafen könnten. Fehlanzeige.
Um sechs Uhr klingelten die ersten Wecker, während es draussen wie aus Kübeln schüttete. Die wenigen, die motiviert gewesen sind, war das Küchenteam weil es im trockenen Auto fahren konnte, und einige dauerbegeisterte Teilnehmer, wie Laurenz, der meint, dass bei Sonnenschein jeder laufen kann, aber das «bisschen Wasser» uns nicht schaden würde. Wogegen meine nasse Jeans am Ende der Strecke klar dagegenspricht, die sich wie eine Stahlrüstung anfühlte.
Aber als der Regen etwas nachließ und der Kaffee getrunken war, stieg die Motivation und so ging es dann um halb acht morgens, als es nur leicht nieselte (noch). Die Strecke führte uns am Ufer des Obersees entlang, bis wir irgendwann den See über eine malerische Holzbrücke überquerten. Die Überquerung wäre bestimmt schön gewesen, aber wegen des nun anfangenden Starkregens konnte man kaum zehn Meter weit schauen. Man brauch gar nicht zu erwähnen, dass wir leider bei solch einem Wetter kaum ins Gespräch mit Passanten gekommen sind, da es einen wirklich guten Grund geben muss, um bei solch einem Wetter raus zu gehen (wie den Lebensschutz). Ebenso ist auch die Postwurfaktion im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen, da sich niemand über nasse Flyer in seinem Briefkasten freut. Am Nachmittag ließ der Regen immerhin nach, dafür nahmen aber die Höhenmeter zu. Langsam näherten wir uns bergauf unserem Ziel Einsiedeln, auch wenn einige «langsam» als sehr schnell verstand. Dennoch bestand die Möglichkeit ab und zu die grandiose Aussicht zu genießen und insgesamt flammte die Motivation der ganzen Gruppe neu auf.
Oben auf dem Berg angelangt konnten wir endlich eine wohlersehnte Pause machen und ein sehr gutes Mittagessen genießen. Mit neuen Kräften gestärkt, machten wir uns dann daran die letzten zehn Kilometer zu bezwingen, die uns von unserem Ziel trennten, die es aber noch in sich hatten, da es noch einige mal hoch und runter auf Teerstraßen ging. Aber am späten Nachmittag erblickten wir endlich die Kirchtürme des Klosters Einsiedeln und meisterten mit diesem letzten Ansporn die heutige anstrengende Etappe. Mit dem ersten Blick in die Klosterkirche haben wir erkannt, dass sich selbst solche Strapazen gelohnt haben. Völlig erschöpft gingen wir dann heute Abend ins Bett.
Unser Fazit: Leider stand heute unter den schwierigen Bedingungen besonders das Erreichen der nächsten Unterkunft im Vordergrund. Umso mehr freuen wir uns auf den morgigen Tag, an dem uns interessante Vorträge von Herrn Müggler und Dr. Förster erwarten, die uns von ihren langjährigen Erfahrungen im Lebensschutz erzählen werden.

Tag 8: Guten Morgen Sonnenschein

Tag 8: Guten Morgen Sonnenschein

Heute wurden wir schon in der Früh gefoltert. Das wunderbare Lied „Guten Morgen Sonnenschein“ drang um fünf Uhr morgens in unsere sehr empfindlichen Ohren und erschreckte uns zu Tode. Kurze Zeit später begannen wir einen stundenlangen und beschwerlichen Weg zur Schweizer Grenze. Auf der Grenzbrücke starteten wir eine Foto-Session. Wir posierten in den diesjährigen Pro-Life-Tour-T-Shirts und mit einem knallorangenen Plakat für die Kamera. So setzten wir den beschwerlichen Weg in der prallen Mittagshitze nach Sargans fort. Nach der Mittagspause am Bahnhof des besagten Ortes wurde voller neuer Energie unser Informationsstand aufgebaut und wir selbst schwärmten in Zweiergruppen aus, um den Menschen unser Anliegen näherzubringen. Nach mehreren Stunden ehrenhafter Arbeit erfrischten wir uns in einem wundervollen Brunnen und genossen die kühlen Regentropfen auf unserer Haut. Völlig durchnässt starteten wir die letzte Etappe unserer Reise. Mit letzter Kraft erreichten wir unseren eigentlichen Zielort, Wangs.
Unser eigentliches Ziel hatten wir in dieser Zeit nie vergessen:

Den Schutz des Lebens für Jung und Alt, geboren oder ungeboren, denn jedes Leben ist lebenswert!

Clemens und Christiane

Tag 7: Aussicht in Liechtenstein

Tag 7: Aussicht in Liechtenstein

Da wir nicht in der Mittagshitze laufen wollten, sind wir heute schon um halb sechs aufgestanden, um unsere nächste (netterweise sehr spontan angebotene) Unterkunft in Vaduz zu erreichen. Wir packten also schnell unsere Sachen, verabschiedeten uns von ein paar Pro-Lifern und machten uns auf den Weg.

Die erste Etappe unserer Wanderung ging über den Schellenberg Richtung Liechtenstein. Noch sehr verschlafen liefen wir also los und genossen die angenehme Kühle und die wunderbare Aussicht beim Aufstieg.
Nach wenigen anstrengenden Stunden des Bergerklimmens erreichten wir schließlich die Grenze zum Fürstentum Liechtenstein. Hungrig (wir hatten morgens keine Zeit zum Essen gehabt) beschlossen wir nach einer Weile, im Dorf Schellenberg auf einem Spielplatz Rast zu machen und unser Frühstück zu essen, bei dem eine ausgiebige Wasserschlacht entbrannte. Nass, aber gut gelaunt zogen wir weiter bis zu einer alten Burgruine, auf der wir wegen der schönen Kulisse schnell ein kleines Fotoshooting starteten.

Nachdem wir irgendwann vom Berg runter waren, ging es größtenteils an kleinen Landstraßen entlang, deren Büsche am Wegesrand leider nicht besonders viel Schatten boten. Da die Temperaturen immer weiter stiegen und der Himmel nahezu wolkenlos war, mussten wir leider immer mal wieder an kleinen Stadtbrunnen Halt machen und „wasserschlachten“. Als wir nur noch wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt waren, stießen ein paar Neuankömmlinge dazu, um die restliche Strecke mitzulaufen. Erschöpft, aber glücklich erreichten wir schließlich unser Ziel in Vaduz.

Angekommen ruhten wir uns erst mal aus. Am Nachmittag gab es dann noch eine Hl. Messe und einen Vortrag zum Thema „Wann beginnt das menschliche Leben?“. Gegen Abend wurden wir dann mit einem leckeren Abendessen verwöhnt und ein paar von uns besichtigten noch das Schloss Liechtenstein.
Müde bereiteten wir uns auf die morgige Abreise vor und gingen schlafen.

Franzi (14), Naemi (18)

Tag 6: Gespräche in Feldkirch

Tag 6: Gespräche in Feldkirch

Heute war unser Ruhetag. Allerdings ließ uns das Schicksal der kleinen Babys unter dem Herzen ihrer Mütter keine Ruhe. Und so machten wir uns auf den Weg. Mit Säcken voll mit Kuverts und Exemplaren davon unter dem Arm streiften wir durch Feldkirch. Unsere liebe Bethany aus den USA hat uns sehr begeistert und hat in der Innenstadt viele Gespräche geführt. Auch ich selbst hatte neben dem Kuverts-Verteilen ein paar Gespräche, obwohl nicht so viele Leute unterwegs waren. Eines wird mich wahrscheinlich noch länger begleiten. Nachdem eine Frau mir sagte, sie wolle nicht über das Thema sprechen, erlaubte ich mir, noch zu fragen, ob sie selbst jemanden kennt, der von der Sache betroffen sei. So gab sie zu erkennen, daß sie selbst betroffen ist. Ich habe ihr signalisiert, daß ich sie verstehen kann und daß es mir leid tut. Weiters fragte ich, ob sie einen Zugang zum Glauben habe, denn dann könne man Jesus oder Gott um Verzeihung bitten. Ich hätte als Priester auch öfters schon Frauen kennen gelernt und kenne das Problem des Leides, das die Frau nach einer Abtreibung zu ertragen habe und daß oft andere die Frau zur Abtreibung drängen. Ich versicherte ihr am Ende des Gesprächs, daß ich für sie beten würde. Am Abend haben wir noch intensiv über die Frage gesprochen, wie wir reagieren könnten, wenn wir das Gefühl haben, daß eine Frau womöglich abgetrieben hat. Ich bin auch dankbar, daß die Jugend für das Leben dieses Jahr mit der Pro Life Tour wieder einmal mein Heimatland Vorarlberg besucht hat.
Bethany und Naemi sprachen mit mehreren Personen. Der erste war ein Mann, der gerade im Garten arbeitete. Er sei grundsätzlich gegen Abtreibung. Aber es seien ihm andere Themen wichtiger. Dann haben sie herausgefunden, daß er sein eigenes Leben nicht besonders schätzte. So haben sie versucht, ihm liebevoll zuzuhören und ihm gesagt, daß sein Leben wertvoll ist. Dann versuchten sie ihm zu zeigen, wie es für ihn möglich ist, in seiner Umgebung etwas zum Guten zu verändern. So wollten sie ihn inspirieren, ihm Hoffnung zu vermitteln.

P. Bernhard Kaufmann

Tag 22: Und nächstes Jahr geht’s weiter!

Tag 22: Und nächstes Jahr geht’s weiter!

Letzter Tag – 2 x Besuch im Bozener Krankenhaus

Sollte sie wirklich so enden – die Pro Life Tour 2019? Im Krankenhaus?

Nachdem alle verbliebenen Tour-Teilnehmer das Meiste ihrer letzten Nacht schon hinter sich gebracht hatten, kam unsere verunglückte Tour-Leiterin Manuela mit ihren beiden Begleitern und ihrem mit wenigen Stichen frisch genähten Ellenbogen um 4:30 todmüde aus dem Bozener Krankenhaus zurück, um sich nicht nur von diesen quälend langen Stunden in der Notaufnahme, sondern auch unserer 3-wöchigen Tour zu erholen.

Aber der Reihe nach. Schließlich war der letzte Tag der Pro Life Tour doch fast bis zum Ende reibungslos und wie geplant verlaufen.

Den Samstagvormittag ließen wir ruhig angehen. Nach dem Frühstück probten wir mit unserer Choreografin Julia nochmal unseren bis dahin bereits zweimal aufgeführten Flashmob und alle weiteren Tänze für die Abschlussveranstaltung am Abend. Um 10 Uhr führten wir den Flashmob bei wunderbarem Wetter am viel belebten Waltherplatz in Bozen auf und motivierten mit unserer Freude auch Italiener zum spontanen Mittanzen. Danach schwirrten alle Teilnehmer in Dreierteams aus, um Flyer in der Fußgängerzone zu verteilen und eine Umfrage zu starten, wobei wieder gute Gespräche entstanden.

Nachdem wir die Reste der 7kg-Nudel-Portion vom Vorabend zum Mittagessen verputzt hatten, machten sich einige auf, um gemeinsam mit den Mitgliedern der Bewegung für das Leben eine Hl. Messe zu feiern und dann Rosenkranz betend zum Bozener Krankenhaus zu gehen, an dem Abtreibungen durchgeführt werden. Diese Vigil für das Leben veranstaltet die Bewegung für das Leben jeden 3. Samstag im Monat abwechselnd in Bozen oder in Meran – diesmal traf es sich genau mit unserer Tour.

Währenddessen war der andere Teil der Gruppe zum Musterplatz in die Innenstadt aufgebrochen, um alles für die Abschlussveranstaltung am Abend vorzubereiten.

Bei Live-Musik zweier Bozener Musiker, unseren Tänzen, einigen Reden, dem Grußwort des Bischofs der Diözese Bozen-Brixen und während des kurzweiligen Programms, konnten wir nicht nur alle übrig gebliebenen Flyer an vorbeikommende Passanten verteilen, sondern die Pro Life Tour fröhlich ausklingen lassen und feiern.

Nachdem wir uns zum Abschluss mit echtem Südtiroler Rauchfleisch versorgt und die Bühnen-Technik wieder abgebaut hatten, nahm das Unglück seinen Lauf: Als die meisten Teilnehmer, freiwillig oder nicht, aufgrund der letzten Wasserschlacht dieses Jahres schon nicht mehr ganz trocken waren und der ein oder andere anliegende Restaurantbesitzer nicht nur per Blick seinen Unmut über das ausgelassene Treiben der jungen Leute geäußert hatte, stürzte unsere Tour-Leiterin auf dem nassen Innenstadtpflaster sehr unglücklich und zog sich einen Schnitt am Ellenbogen zu.

So ging die Pro Life Tour 2019 also zu Ende: Für die einen mit dem letzten Mal Ausrollen der Isomatte auf Turnhallenboden – für die anderen mit einer Reise zu langen Stunden in der Notaufnahme.

 Am nächsten Morgen feierten wir gemeinsam im Bozener Dom die Hl. Messe, in der wir, verbunden mit Radio Maria, unser Anliegen nochmal vorstellen und in den Fürbitten dafür beten durften.

Reichlich erledigt, aber dankbar für die vergangenen drei, insgesamt doch recht reibungslos verlaufenen und wirklich wunderbar vorbereiteten Wochen (mit Planung von Unterkünften, Transport und Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Blasenpflastern und „Operationseinsätzen“ nach exzessivem Barfußgehen), in denen bis zu 80 junge Leute, und zwei davon sogar jeden einzelnen der 370 Kilometer, für die ungeborenen Kinder und ihre Mütter von Augsburg nach Südtirol gegangen waren, verabschiedeten wir uns aus dem schönen Südtirol mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Bozener Innenstadt.

Eines ist jetzt schon sicher: Nächstes Jahr gehen wir wieder: Drei Wochen. Vier Länder. Kilometer um Kilometer. Weil es uns das Anliegen einfach Wert ist…!

Mathias (32)